Samstag, 3. Juni 2017

 

Von Bernhard Altenhülsing

 

Neuenkirchen Ein denkwürdiger Tag für die Familie Weßling ist der 3. Juni. Heute vor genau 100 Jahren starb Heinrich Weßling, Urgroßvater von Dietmar Weßling, Inhaber des gleichnamigen Biohofes in Neuenkirchen und Großvater des Seniorchefs Franz-Josef Weßling, im 1. Weltkrieg.   Er wurde in Frankreich von einer Granate so getroffen, dass er verblutete. Nicht nur Josephine geborene Plagge verlor ihren Ehemann, sondern auch sieben Kinder im Alter von zwei   bis fünfzehn Jahren verloren ihren Vater. Schon zwei Tage später kam von der Versorgungsstelle die Nachricht, dass die „Gnadenlöhnung“ und die fortlaufende monatliche Zahlung 15,90 Mark betrage. Dann aber stand die junge Witwe mit ihren sieben Kindern allein vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Sie musste den landwirtschaftlichen Kotten  weiter führen. Hier erinnert sich Franz-Josef Weßling an die Erzählungen der Oma, die von den Hilfeleistungen (Hand- und Spanndiensten) der Nachbarn berichtet hatte. Es waren acht Nachbarn, und zwar die Familien Weller (heute Rembeck), Wibbels, Flüthmann-Lefes, Hüweler, Koße, Rottewert, Brinkel (Kösters) und Altenhülsing. Das Wohnen im eigenen Haus im Vergleich zur heutigen Zeit war preisgünstig. Es gab im Hause keine Heizung und kein Bad. Von der Küche aus schaute die Familie auf die Stallungen, Pferd, Kühe und Schweine waren zirka vier Meter vom Küchentisch entfernt. Wie damals üblich, lebte die Familie –wenn man es so nennen will- in einer Gemeinschaft. Die jungen Witwen Josephine Weßling und Julia Nieweler, deren Ehemann einige Wochen vorher gefallen war, halfen sich gegenseitig bei den notwendigen Gängen zum Rathaus.

Ein großer Stammbaum in der Diele der Familie Weßling ist ein wahres Schmuckstück. Im Jahre 1985 wurde dieser Stammbaum erstellt und seit der Zeit gab es 73 Neuzugänge, berichtet Franz-Josef Weßling. Sohn Martin brachte den Stammbaum nun auf den aktuellen Stand.

Die älteren Neuenkirchener kennen neben dem Familiennamen „Weßling“ auch einen zweiten Namen, und zwar „Laumes“. Franz-Josef Weßling lächelt und erklärt gern den Zusammenhang. Ursprünglich kommen die Weßlings aus dem benachbarten Wettringen, damals Dorfbauerschaft 46. Im Heimatbuch Wettringen ist bereits 1668 ein Vermerk über die Abgaben an die Äbtissin von Herford.

Der am 1.10.1825 geborene Joan Bernhard Weßling sollte Erbe auf dem Hof Laumann in Sutrum-Harum werden. Die Ehe war kinderlos. Dann aber starb die Ehefrau des Bauern, er heiratete ein zweites Mal und diese Ehe wurde mit Kindern gesegnet. Der als Erbe vorgesehene Joan Bernhard Weßling konnte gehen, nahm aber den plattdeutschen Namen „Laumes“ mit.. Er kaufte dann das Anwesen Sutrum-Harum 13 am 1. Juli 1868 von einem Kaspar Wellerdiek, der nach Amerika verzog. Die Felder waren verwahrlost und es dauerte eine ganze Zeit, bis sie wieder kultiviert waren. Im Jahre 1970 wurde dann das Wohnhaus gebaut, einige dicke Eichenbalken befinden sich jetzt noch im aktuellen Wohnhaus Weßling

Franz Weßling, Vater von Franz-Josef Weßling gründete in der schwierigen Inflationszeit 1932 die Gärtnerei Weßling. Nachdem er zehn Jahre zuvor in der Gärtnerei Feld gelernt und gearbeitet hatte, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Alles was in dem großen Hausgarten wuchs, brachte er dreimal in der Woche zum Markt nach Rheine, und zwar spannte er einen Bolleragen hinter sein Fahrrad. Aus diesen Anfängen heraus entstand in 85 Jahren der heutige weithin bekannte Biohof Weßling. 

 

Zu den Fotos:

 

Franz-Josef Weßling betrachtet den Stammbaum der Familie Weßling, der 1985 erstellt wurde und auf dem 73 Neuzugänge verzeichnet wurden

 

Vor genau 100 Jahren starb Heinrich Weßling an den Folgen der schweren Kriegsverletzung

 

Von diesem Hof Laumann in Sutrum-Harum kommt der platt- deutsche Name „Laumes“

 

Mit diesem Schreiben wird der Tod des Familienvaters Heinrich Weßling mitgeteilt. Ebenso, dass die Witwe und die sieben Kinder monatlich 15,90 Mark erhalten.